Der Rotrandige Baumschwamm ist in Europa wahrscheinlich der häufigste Großporling überhaupt. Die Fruchtkörper brechen als leuchtend orangegelbe bis rotbraune Knubbel aus der Rinde hervor und scheiden dabei wasserklare Guttationstropfen ab. Schon bald nehmen sie die typisch hufförmige und dann konsolige Form an. Durch die farbenfrohen Zuwachsränder bekommt der Pilz eine konzentrisch gefurchte Oberfläche. Die Trama ist korkig-hart und darüber hinaus mehrjährig. Die Poren sind klein und weiß; jung grauen sie auf Druck.
Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Beide Fotos: Günter Heck
Geotropismus
Die Porenschicht des Rotrandigen Baumschwammes ist stets senkrecht nach unten gerichtet. Das heißt, wenn der Baum umfällt, weil der Pilz ihn würfelig braunfaul gemacht und damit destabilisiert hat, passt sich der Pilz an, indem er die Wuchsrichtung ändert. Die bisherigen Poren verschließen sich und es wird eine neue Fruchtschicht mit senkrechten Röhren gebildet. Das nennt man Geotropismus.
Der Pilz besiedelt ganz überwiegend die Fichte, daneben aber auch mehr als zwei Dutzend weitere Gehölzarten. Er ist nicht sehr wählerisch bezüglich seines Substrates.
Die glänzende und wie lackiert wirkende Kruste ist wachsartig. Sie schmilzt, wenn man ein brennendes Streichholz daran hält.
Der Pilz dringt als Parasit durch Stammwunden oder Astabbrüche ins Holz ein und lebt dann als Folgezersetzer (saprobiontisch) weiter.
Der Kampf um getrennte Schlafzimmer
Wenn der Pilz Birken oder Buchen besiedelt, muss er seine Heimstatt nicht selten mit dem Zunderschwamm teilen. Weil aber keiner der beiden gerne im Schlafzimmer des jeweils anderen nächtigt, grenzen sie sich voneinander ab. Dann kann man deutliche Unterschiede zwischen den weißfaulen Holzteilen des Zunders und den würfelig-braunfaulen des Rotrandigen Baumschwammes erkennen.
Begriffserklärung
pinicola (lat.): Nadelholz bewohnend, von Pinus (Kiefer) und Fichte (Picea) und desweiteren cola = bewohnend.
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